Die richtige Länge

Die richtige Länge finden


Obwohl in der jüngeren Vergangenheit bereits viel Aufklärungsarbeit über das Finden der richtigen Gurtlänge und die negativen Auswirkungen zu kurzer Dressurgurte geleistet wurde, sind immer noch viele Reiter mit viel zu kurzen Sattelgurten unterwegs. Ein kräftiges Warmblut mit einem Stockmaß von 1,73 m trägt einen 65er Gurt? Das kann nicht passen ...

WIE MUSS DER GURT SITZEN?

Wer sich für einen Schnurengurt aus Mohair entscheidet, hat dabei in erster Linie das Wohlergehen seines Pferdes im Blick. Doch auch der beste und funktionalste Gurt kann keine Wunder bewirken, wenn die Rahmenbedingungen nicht passend sind.


Bei Langgurten wird das Maß im Idealfall so gewählt, dass im fest gegurteten Zustand auf beiden Seiten das mittlere Loch der kurzen Strupfen erreicht wird.


Die folgenden Erklärungen beziehen sich ausschließlich auf sogenannte Kurzgurte, die bei Sätteln mit langen Gurtstrupfen zum Einsatz kommen (wie es bei den allermeisten derzeit erhältlichen Dressursätteln der Fall ist).


Je nach Länge der Sattelstrupfen könnte man mit einem relativ kurzen Gurt arbeiten, um den Sattel irgendwie am Pferd zu befestigen. Bei meinem Pferd würden schon 40 cm ausreichen, um die jeweils untersten Löcher der langen Strupfen miteinander zu verbinden. Würde ich mein Pferd jedoch mit diesem Gurt arbeiten, hätte ich bereits nach kürzester Zeit mit schmerzhaften Scheuerstellen zu rechnen, da die Schnallen mitten im Bewegungsbereich seines Ellenbogens liegen würden. Ich möchte jedoch auf keinen Fall, dass die Bewegungsfreude meines Pferdes durch sein Equipment eingeschränkt wird und noch weniger möchte ich ihm vermeidbare Schmerzen zufügen.


Einige Beispiele:

Mein recht klein geratener Trakehner (Stockmaß 1,52 m) trägt einen 75er Mohairkurzgurt an seinem Dressursattel und tendiert während der Koppelsaison in Richtung 80cm-Gurt.

Der 1,75 m große Hannoveraner meiner Freundin trägt ein 85er-Modell und unser alter Haflinger schwankte ebenfalls je nach Grasbauch zwischen 75-80 cm.


Dennoch bekomme ich häufig Anfragen nach 60er-Gurten. Ich frage dann gerne nach, ob es sich bei dem Pferd um ein sehr kleines und schlankes Reitpony oder um ein Welsh-B handelt. Die dann folgende Antwort, dass der Gurt für einen Tinker oder einen Andalusier bestimmt sei, verblüfft mich stets auf's Neue. Im besten Falle wird der Gurt dann nach meinem Hinweis 20 cm länger bestellt und passt am Ende perfekt. Ich wurde aber auch schon gefragt, ob ich damit sagen wolle, dass das Pferd zu fett sei - diese Kundin hat danach übrigens keinen Gurt bei mir bestellt. ;-)


FAUSTREGEL: Ein passender Kurzgurt endet im Idealfall direkt unterhalb des Sattelblattes!


Ich bin Ihnen sehr gern bei der Ermittlung der idealen Gurtlänge behilflich. Hierzu benötige ich die genaue Länge Ihres bisherigen Sattelgurtes (dazu messen Sie den Gurt von Schnallenende zu Schnallenende aus - bitte verlassen Sie sich dabei nicht auf die Angabe des Herstellers, da manche Hersteller ihre Gurtlänge von Dornmitte zu Dornmitte ermitteln. Dies kann dann unter Umständen bereits einige Zentimeter Abweichung bedeuten). Nun benötige ich ein Foto Ihres gesattelten Pferdes von der Seite. Gurten Sie den Gurt dabei bitte reitfest und unbedingt auf beiden Seiten gleichmäßig. Wissenswert sind auch noch das Stockmaß Ihres Pferdes und sein derzeitiger Futterzustand (Rekonvaleszenz, Pferd soll abnehmen usw.).


GANZ WICHTIG UND GERN VERGESSEN: Bei manchen Dressursätteln mit langen Strupfen sind einfach zu wenige Strupfenlöcher vorhanden. Die vorhandenen Löcher setzen dann häufig auch noch so tief an, dass der eigentlich für den Sattelgurt zur Verfügung stehende Platz nicht optimal ausgenutzt werden kann. Dies ist jedoch gar kein Problem - Sie brauchen auch keinen Sattler, um die Situation zu verbessern. Mit einer handelsüblichen Lochzange (eine Miteinstellerin hat sicher eine in ihrem Sattelschrank) lassen sich schnell und ohne großen Aufwand zusätzliche Löcher in die Strupfen stanzen. Achten Sie hierbei jedoch unbedingt auf gleichmäßige Abstände.

Hier lässt sich bereits erahnen, wie sich ein zu kurzer Sattelgurt für das Pferd anfühlen muss - die Schnallen des Gurtes dürfen auf gar keinen Fall im Bereich des empfindlichen Ellbogens liegen!


Das hier abgebildete Pferd benötigt einen insgesamt 30 cm längeren Gurt, damit die Schnallen auf beiden Seiten 15 cm weiter oben liegen können.

Selbst dieser gut passende Gurt könnte auf jeder Seite noch drei Zentimeter höher sitzen (was in diesem Fall durch das Lammfell erschwert wird).


Anhand dieses Fotos wird sehr gut deutlich, dass ein ausreichend lang gewählter Dressurgurt das freie Ausgreifen der Schulter in vollem Umfang zulässt.